Charlotte und Ditta: Die Kartoffelernte beginnt

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Frische Kartoffeln aus der Schweiz gibt es ab Juni bis über den ganzen Winter. Welche Sorten auch noch im Februar oder März im Handel erhältlich sind, hält sehr stark von der Lagerfestigkeit der Kartoffel ab. Auch hier zeigt sich: Diversität ist besser als Massenproduktion.

Kunterbunt ist besser als Einheitsbrei, das gilt auch im BIO-Landbau. Den anstatt auf vielen Hektaren über Jahre hinweg die gleiche Pflanze und sogar die gleiche Sorte anzubauen, nur weil diese den besten Ertrag verspricht, setzt man auch auf dem Plattehof auf Diversität. Einige Sorten sind besser gegen die Krankheit „x“ geschützt, andere mehr gegen den Befall durch den Erreger „y“. Da „x“ und „y“ stark vom Wetter und der Beschaffenheit des Bodens abhängen, gibt es immer ein gewisses Risiko für einen Krankheitsbefall.

Das gilt auch für die konventionelle Landwirtschaft, auch wenn dort diese Risikofaktoren so lange wie möglich zu Tode gespritzt werden und anschließend noch so lange wie möglich totgeschwiegen. Denn langjährige Monokultur ist das Dümmste, was ein Bauer machen kann und sorgt für derart massive Probleme, dass der geringe Mehrertrag den Aufwand nicht wert ist.

Im ersten Schritt der Kartoffelernte wird das Kraut "abgeschlegelt".
Im ersten Schritt der Kartoffelernte wird das Kraut mit einer speziellen Maschine „abgeschlegelt“.

 

Doch zurück zu unseren BIO-Kartoffeln auf dem Plattehof. Dieses Jahr stehen die Sorten Charlotte und Ditta auf dem Anbauplan. Charlotte ist bereits seit Jahrzehnten in der Schweiz verbreitet und ist festkochend. Die Sorte eignet sich also für Gschwelti, Salzkartoffeln und Kartoffelsalat. Letzteres gilt auch für „Ditta“, die aber erst seit der Jahrtausendwende hierzulande in größerer Menge angebaut wird. Während die Sorte „Charlotte“ eher viele kleinere Knollen ausbildet, bringt Ditta zwar pro Pflanze weniger Kartoffeln hervor, dafür aber etwas größere. Sie weist zudem noch eine weitere Eigenschaft auf, die sie für den BIO-Landbau besonders geeignet macht: Sie benötigt im Vergleich zu anderen Sorten deutlich weniger Stickstoff sprich weniger Dünger.

Links ist durch die Krautfäule bei der Sorte "Charlotte" fast nur noch das Unkraut zu sehen. Auf dem rechten Acker wächst die Sorte "Ditta", das Kraut hat keinerlei Probleme mit der Fäule.
Links ist durch die Krautfäule bei der Sorte „Charlotte“ fast nur noch das Unkraut zu sehen. Auf dem rechten Acker wächst die Sorte „Ditta“, das Kraut hat keinerlei Probleme mit Fäule. (Antippen für Grossansicht).

 

Die beiden Kartoffel-Äcker befinden sich dieses Jahr gleich nebeneinander, so konnte man schön zuschauen, welche Sorte sich bei welchem Wetter besser entwickelt. Ditta wird 2016 auf dem Plattehof klar das Rennen vor Charlotte gewinnen, denn während der Charlotte die Krautfäule deutlich zusetzte, sieht man Ditta fast nichts an (siehe Foto).

Im ersten Schritt der Ernte wird das Kraut maschinell abgeschnitten/abgerissen und zerkleinert. Diesen Schritt nennt man „Schlegeln“ und er trägt dazu bei, dass die restliche „Energie“ in der Knolle verbleibt. Bis zu drei Wochen entwickelt sich die Knolle so ohne Kraut noch weiter, was unter anderem zu einer festeren Schale beiträgt.

Das Kraut wird mit einer speziellen Maschine entfernt und bleibt anschließend auf dem Feld liegen. Die Kartoffeln reifen nun noch bis zu drei Wochen weiter.
Das Kraut wird mit einer speziellen Maschine entfernt und bleibt anschließend auf dem Feld liegen. Die Kartoffeln reifen nun noch bis zu drei Wochen weiter.

Ob die Ernte letztlich gut oder sehr gut wird, hängt nun noch vom späten Sommerwetter bzw. vom frühen Herbstwetter ab. Diese Umstände und eine sachgerechte Kühlung/Lagerung bestimmen auch, wie lange sich die Knolle über den Winter halten lässt. Im besten Fall bis in den April/Mai hinein, sodass man praktisch über das ganze Jahr hinweg Schweizer BIO-Kartoffeln essen kann.

 

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